Wir schreiben mal wieder Anfang Juni und viele Digital- & Social-Media-Auftritte von „diversen“ Unternehmen leuchten in Regenbogenfarben. Warum, fragen sich vielleicht einige?
Der Juni ist nicht ohne Grund der Pride Month und hat seinen Ursprung in der New Yorker Bar „Stonewall Inn“, in der sich am 28. Juni 1969 Proteste der queeren Szene gegen die polizeiliche Diskriminierung und Gewalt formierten. Diese bildeten den Auftakt für weitere Demonstrationen und Proteste gegen Diskriminierung und für Rechte und Gleichbehandlung für queere Personen – heute auch als „Christopher Street Day“ bekannt. Das ist nur eine grobe Erklärung – wen das mehr interessiert, kann das gerne googlen. 😉
Nun, im Zeitalter des Internets, nutzen Unternehmen nicht nur die Paraden des Christopher Street Days, sondern auch die eigenen digitalen Auftritte, um Awareness für Gleichbehandlung zu generieren, aber auch um sich als LGBTQIA+-freundliches Unternehmen zu positionieren.
Diversity: mehr, als das Profilbild in Regenbogenfarben abzuändern
Grundsätzlich ist es schön und richtig, dass sich Unternehmen für die Minderheiten und gegen Diskriminierung einsetzen – allerdings nur, wenn es auch aus den richtigen Motiven passiert! Meiner Meinung nach reicht es nicht aus, das Unternehmenslogo auf Instagram während des Pride Month in Regenbogenfarben einzufärben und sich Diversity auf die Flagge zu schreiben.
Was ist mit Geschäftsbeziehungen zu Ländern, in denen Homosexuellen immer noch die Todesstrafe droht? Oder „lustig gemeinten“ Witzen über queere Personen am Arbeitsplatz?
Wie man sieht, kann der Support – oder auch die Diskriminierung – von queeren Minderheiten viele Facetten und Ausprägungen haben.
Der Punkt ist, dass man als Unternehmen vorsichtig sein sollte, etwas zu kommunizieren, was man doch nicht so ganz ist. Nicht umsonst tauchen Anfang Juni gleichzeitig auch immer wieder zynische Memes über das Verhalten von Unternehmen im Pride Month auf.
Auch wir haben bei OneTwoSocial darüber gesprochen, ob und was wir zum Pride Month machen können. Dazu müssen wir uns allerdings erst unseren Status-Quo in Sachen Diversity und Equality bewusstmachen und auch überlegen, was wir kommunizieren möchten.
Grundsätzlich sehen wir uns als recht divers an und bei uns muss auch keine*r Angst haben, sich zu outen oder das „true self“ zu leben. Bei uns wird jede*r gleich behandelt, ungeachtet von Hautfarbe, Herkunft, Sexualität oder Gender.
Wie kann man als Unternehmen Equality-Werte positionieren, ohne „Rainbow-Washing“ zu betreiben?
Aber reicht das aus, sich „LGBTQIA+-freundliches Unternehmen“ auf die Fahne zu schreiben? Und begeben wir uns nicht auch in die Pride-Month-Grauzone des „Rainbow-Washings“, wenn wir gerade auch im Pride Month anfangen, unsere Equality-Werte zu kommunizieren?
Sicherlich hat die Veröffentlichung von Pride-Month-Content über die eigenen Kanäle auch immer etwas Werbliches an sich. Man möchte sich natürlich nicht nur intern, sondern auch extern als offenes und tolerantes Unternehmen und als attraktiver Arbeitgeber auf dem Markt platzieren. Aber so wird man gleichzeitig auch sichtbar für Arbeitssuchende, die einen diversen und queer-freundlichen Arbeitsplatz zu schätzen wissen und sich dort frei entfalten können. Es ist quasi eine Win-Win-Situation, wenn das nach außen Kommunizierte auch innen gelebt wird.
Unsere OneTwoMorrow Initiative
Anfang März haben wir unsere Initiative OneTwoMorrow gegründet. Was ursprünglich als Initiative für Nachhaltigkeit und gegen den Klimawandel gedacht war, hat sich schnell zu einer Initiative für „eine bessere Zukunft“ gewandelt. Wir sehen uns als Unternehmen in der Pflicht, unsere Tätigkeit so nachhaltig und gesellschaftlich verantwortungsbewusst wie möglich zu gestalten, da auch wir als Digitalagentur einen Fußabdruck auf unserer Erde hinterlassen, der so positiv wie möglich ausfallen soll. Und zu einer besseren Zukunft gehören eben auch Diversity und LGBTQIA+-Support. Daher wollen wir nun diese Themen unter dem OneTwoMorrow-Schirm auch intern vermehrt angehen.
Dabei haben wir schnell gemerkt, dass bei uns zwar nicht diskriminiert wird und offen gelebt werden kann, aber dass bei den nicht-queeren Mitarbeiter:innen doch noch einiges an Unsicherheit herrscht, was den Support betrifft und auch Wissen über die Probleme von queeren Gruppen angeht.
Dazu haben wir unseren Mitarbeiter*innen ein paar Fragen gestellt:
Wofür steht eigentliche LGBTQIA+? Welche Farben haben die Regenbogen- & Transflagge? Warum gibt es eigentlich den Pride Month? Was heißt Pride für dich und wie wird Pride bei OneTwoSocial gelebt?
Die Erwartung ist auch nicht, dass jede*r alle Antworten darauf wissen muss und ab jetzt nur noch Regenbogenfarben getragen werden dürfen, aber die Antworten haben uns auch gezeigt, dass in einigen Bereichen noch Aufklärungsarbeit geleistet werden kann. Beispielswiese waren viele von der Information, dass Homosexualität von der WHO noch bis 1992 als Krankheit eingestuft wurde, geschockt, da sie sich damit noch nicht auseinandergesetzt haben bzw. mussten.
Was möchten wir also konkret bei OneTwoSocial kommunizieren bzw. tun?
Wir möchten mehr Aufmerksamkeit, besonders bei nicht-queeren Mitarbeiter*innen, für das Thema generieren, Unsicherheiten nehmen, Aufklärung über noch vorhandene Diskriminierungen betreiben und neue Unterstützer*innen für unsere Initiative OneTwoMorrow gewinnen! 🏳️🌈
gez.
ein queerer Mitarbeiter von OneTwoSocial
In diesem Sinne: