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Google Plus – das neue Facebook?

Seit fast 3 Monaten ist das neue soziale Netzwerk Google Plus des Suchmaschinengiganten Google jetzt online. Nachdem vorhergegangene Projekte wie Google Buzz oder Orkut mehr oder weniger gescheitert waren, versucht sich Google mit seiner neuen Plattform nun dem Social-Media-Boom anzuschließen – mit Erfolg: etwa 25 Mio. Mitglieder (Stand: August 2011) hat Google Plus mittlerweile schon vorzuweisen. Dabei ist der Nutzerkreis noch eingeschränkt, da sich das soziale Netzwerk von Google noch im öffentlichen Betastatus befindet. Bisher ist eine Registrierung nämlich nur durch eine Einladung von einem anderen Mitglied möglich, was sich allerdings wohl bald ändern dürfte.

Aber was ist Google Plus eigentlich und wie funktioniert es?

Dass sich heutzutage immer mehr Menschen online in sozialen Netzwerken austauschen, ist nichts Neues. Google Plus hat auch nicht die Absicht einfach nur ein neues Facebook zu sein und es als soziale Plattform zu kopieren. Man möchte vielmehr die verschiedenen sozialen Kanäle miteinander in einer Software kombinieren und damit die Kommunikation im Web verbessern. Bei Google Plus stehen also die Vielfalt und die vielen Nuancen bei der Verständigung zwischen Menschen im Vordergrund, damit man online genauso gut miteinander in Kontakt treten kann wie im alltäglichen persönlichen Umgang.

Der erste Blick auf die Gestaltung der Oberfläche von Google Plus zeigt: Das Design ist schlicht und modern. Sie wird dadurch übersichtlich und strukturiert, was die Nutzung einfach macht.

Die wesentlichen Funktionen der neuen Plattform:

  • Circles

Mit der Einteilung seiner persönlichen Kontakte in sogenannte Circles, oder zu Deutsch in Kreise, erneuert Google das Prinzip der von Facebook bereits bekannten Freundesliste und orientiert sich dabei schlicht und einfach am wahren Leben. Man sieht den Begriff „Freunde“ spezifischer und hat deswegen die Möglichkeit eingerichtet, die unterschiedlichen Bekannten, Verwandten, Freunde oder Kollegen verschiedenen Gruppen per Drag & Drop zuzuordnen. Google hat erkannt, dass Freundeskreise ständig im Wandel sind und stellt diese Beziehungsgeflechte mit dem Konzept der Kreise dar. Wenn ein Bekannter mit der Zeit zu einem engen Freund wird kann er einfach von einem Kreis in den anderen verschoben werden. Es besteht auch die Möglichkeit, eine Person mehreren Kreisen hinzuzufügen. Welche Informationen oder Inhalte nun mit welchem Kreis geteilt werden, kann man ganz individuell nach Bedarf entscheiden. Ziel ist es, bessere Kontrolle darüber zu haben, was für wen sichtbar ist. So ist es zum Beispiel möglich, der Familie alle Bilder von der letzten Familienfeier zu zeigen, den Arbeitskollegen aber nicht.
Das virtuelle Freundenetz ist schnell aufgebaut. Entweder man nimmt die Vorschläge von Google Plus, wen man kennen könnte, an oder man nutzt ganz klassisch die Suchfunktion. Noch nicht registrierte Personen können per E-Mail zur Mitgliedschaft eingeladen werden.
Freundschaftsanfragen gibt es im Übrigen bei Google Plus nicht. Man möchte dem Druck, beispielsweise den ungeliebten Chef bestätigen zu müssen und damit auch Privates für ihn sichtbar zu machen, entgehen. Wird man von einer Person hinzugefügt, kann diese nur die öffentlich freigegebenen Mitteilungen von einem selbst sehen. Erst wenn man die Person selbst in einen Kreis aufnimmt, kann man mit ihr auch andere Inhalte teilen. Die Details über die Vernetzung, etwa ob der Kreis „Best Friends“ oder „Arbeitskollegen“ heißt, bleiben aber anonym.

  • Sparks

Sparks ist eine Funktion von Google Plus, mit der man sich eine Art Interessenprofil erstellen kann. Ähnlich wie bei der Suchmaschine von Google, kann man Begriffe eingeben, für die man sich interessiert und bekommt Neuigkeiten, Videos, Fotos und andere passende Einträge in einem Feed präsentiert. Egal ob Filme, Autos, Mode oder Kochen – nimmt man einen Suchbegriff in seine Sparks-Liste auf, kann man laufend passend zu seinen Interessen mit nur einem Klick informiert bleiben. Alle Informationen die einem gefallen, kann man dann auch gleich mit seinen Freunden und seinen Kreisen teilen.

  • Hangout/Huddle

Mit der Funktion Hangout kann man einen oder auch mehrere Nutzer seiner verschiedenen Circles zu einem Videochat einladen. Dabei können sich bis zu zehn Google Plus User gleichzeitig in einem Chatraum miteinander unterhalten.

Die videolose Version des Gruppenchats nennt sich bei Google Plus Huddle. Hier kann man sowohl über SMS als auch Email oder Chat mit seinen Circles auch unterwegs in Verbindung bleiben. Praktisch wird diese Art universeller Kommunikationsdienst sobald unter mehreren Leuten etwas abgesprochen werden muss, beispielsweise wo man sich trifft oder welcher Film angeschaut werden soll. Die Funktion Huddle lässt sich aber nur von mobilen Geräten aus nutzen.

  • Toolbar

Am oberen Rand befindet sich eine schwarze Leiste, die Toolbar, in der Google bereits bekannte Dienste, wie Google Mail, Google Reader, Webalben und natürlich die eigene Suchmaschine eingebettet hat. Vorteil für den User: er erspart sich ein mühseliges Hin- und Herklicken zwischen sozialem Netzwerk, E-Mail-Konto und Kalender. Einmal mit dem Google-Konto angemeldet, hat man die Möglichkeit dank der Werkzeugleiste mit einem Klick immer und überall auf alles zugreifen zu können.

  • +1-Button

Die neue Schaltfläche +1 von Google Plus funktioniert im Prinzip wie der Gefällt mir Button von Facebook. Mit einem Klick auf +1 kann der User öffentlich mitteilen was ihm im Web gefällt oder was er empfehlen kann – Texte, Fotos, Kommentare, Verweise auf andere Websites, sogar für Google-Suchergebnisse. Ziel ist es, die künftigen Ergebnisse, die nach einer Google-Suche angezeigt werden, zu optimieren. Google weiß bisher nur etwas über die Inhalte und die Zusammenhänge des Webs. Auch was man nach der Stichwortsuche genau aufruft ist Google bekannt, aber nur Facebook weiß im Moment noch, was seine User anderen empfehlen. Das Web soll mit Google Plus sozusagen personalisiert werden. Es muss dennoch beachtet werden, dass der Klick auf +1 ein öffentlicher Vorgang ist. Allerdings lässt sich einstellen ob das vergebene +1 als Teil einer Anzahl von Personen angezeigt wird, also anonym bleibt, oder ob der Name neben dem +1 erscheinen darf.

Einer der Vorteile von Google Plus gegenüber Facebook ist, dass Datenschutz und Privatsphäre großgeschrieben werden. Der Google Plus User kann sehr genau steuern, was er mit wem teilt. Anders als bei Facebook soll man als User von Anfang an den Überblick über seine Daten behalten um nicht ständig auf der Hut sein zu müssen, welche Regeln zum Beispiel für die Privatsphäre-Einstellungen erneut geändert wurden. Dass man sich seine Privatsphäre erst mühsam zusammenklicken muss, entfällt ebenfalls.

Präsenzen für Firmen, Marken und Produkte zu schalten ist auf Google Plus zurzeit noch nicht möglich. Ab wann dies durchführbar sein wird bleibt weiterhin noch offen. Auch wie Produktseiten und Firmenauftritte aussehen könnten und inwiefern mit dem Kunden kommuniziert werden kann, steht noch nicht fest, was die Einbindung in eine Social Media Strategie noch verhindert. Bereits bekannt ist, dass man als Google Plus User Unternehmen und Einzelpersonen auf jeden Fall klar auseinander halten können soll.

Fazit:

Das neue soziale Netzwerk Google Plus weiß durchaus mit der klar strukturierten und eleganten Oberfläche, die einen Mix aus Facebook, Skype und Twitter einrahmt, zu überzeugen. Auch beim Thema Privatsphäre dürfte man sich als User durch die einfachere und durchsichtigere Handhabung sicher aufgehoben fühlen. Ob es allerdings ausreicht um den Giganten Facebook auszubooten wird sich noch zeigen. Eine ernstzunehmende Konkurrenz ist Google Plus auf jeden Fall. Es wird jedoch mit Sicherheit schwer für Google werden, die bereits etablierte und mit Apps und anderen verknüpften Diensten schon bestens vernetzte Plattform Facebook zu verdrängen. Trotzdem wird der Wettstreit um möglichst viele User sowohl Facebook als auch Google Plus zu Gunsten der Nutzer zweifellos verbessern.